Wie gefährlich kann ein Buch sein?
– Hitlers ‚Mein Kampf‘ als Herausforderung für die Bildungsarbeit

Mein Kampf“ ist „wie keine andere Schrift zu einem Symbol des Nationalsozialismus und der nationalsozialistischen Herrschaft geworden“ – so der Historiker Othmar Plöckinger in seiner 2006 erschienen Monographie zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte. Entstanden in den Jahren 1924 und 1926 und ursprünglich in zwei Bänden publiziert, wurde das Buch bis zum Ende des „Dritten Reiches“ in rund zwölf Millionen Exemplaren verkauft und in 18 Sprachen übersetzt.

Zum Ende des Jahres 2015 erlöschen die Urheberrechte an „Mein Kampf“, die derzeit noch das bayerische Finanzministerium als Rechtsnachfolger des nationalsozialistischen Franz Eher Verlags innehat. Zugleich bereitet das Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe vor, die Anfang des Jahres 2016 in den Buchhandel kommt. Der Nachdruck ist in der Bundesrepublik bislang verboten, was dazu führte, dass „Mein Kampf“ von der Aura des Verbotenen umgeben wird. Gleichwohl ist das Buch im Antiquariatshandel käuflich zu erwerben und auch im Internet in der Volltextversion frei zugänglich.

Ziel

Die geplante Veranstaltung will einen Beitrag zur Diskussion um den Umgang mit „Mein Kampf“ leisten. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welcher pädagogische Nutzen sich durch die Lektüre des Buches in der historisch-politischen Bildungsarbeit erzielen lässt? Ist die quellenkritische Edition des gesamten Textes sinnvoll oder reicht es, das Buch in kommentierten Auszügen zu lesen? Wie reagieren wir, wenn unkommentierte Ausgaben durch rechte Organisationen vor Schulen verteilt werden?

Zielgruppe

Die Veranstaltung bietet Pädagoginnen und Pädagogen aus Schule und außerschulischer Jugendarbeit durch Information und Diskussion die Möglichkeit, sich auf die Herausforderungen im Umgang mit Hitlers „Mein Kampf“ und den möglicherweise bevorstehendem ideologisch-propagandistischen wie kommerziellen Missbrauch vorzubereiten.

Datum/Zeit

Mittwoch, 03.02.2016
11:30 bis 17:30 Uhr

Ort

Stadtarchiv Stuttgart, Bellingweg 21, 70372 Stuttgart

Veranstalter

Stadtarchiv Stuttgart
Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft

Programm

11.30 Uhr Ankunft und Anmeldung im Stadtarchiv
12:00 Uhr Begrüßung; Stadt Stuttgart
12:15 Uhr „Mein Kampf’“ in der historisch-politischen Bildung – Chancen und Probleme
Prof. Dr. Ulrich Baumgärtner, apl. Professor für Didaktik der Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Seminarlehrer und Seminarlehrer für das Fach Geschichte am Karls-Gymnasium München
13:15 Uhr Mittagspause
13:30 Uhr Soll man Schlechtes zum Guten nutzen?
Chancen und Risiken des Einsatzes von der kommentierten Neuauflage von Hitlers „Mein Kampf“ in pädagogischen Kontexten – eine Annäherung;
Frank Buchheit, Sozialwissenschaftler beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Zentralstelle Prävention
14:00 Uhr Einführung in die Worldcafés: Vorstellung der Tische
Beate Müller – lernort gedenkstätte
14:15 Uhr Getränkepause
14:30 Uhr World Cafés
Rezeption von „Mein Kampf“ im Islamismus
Dr. phil. Benno Köpfer, Islamwissenschaftler; Leiter der Analysegruppe Internationaler Extremismus und Terrorismus beim Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg
Mein Kampf“ in der historisch-politischen Bildung
Prof. Dr. Ulrich Baumgärtner
Medienpädagogik mit „Mein Kampf“: Ansteckungsgefahr vs. Chancen
Frank Buchheit
16:15 Uhr Bericht aus den Worldcafès
Dr. Günter Riederer – Stadtarchiv Stuttgart
16:45 Uhr Tagesbeobachtung, Zusammenfassung
Dr. Roland Müller – Stadtarchiv Stuttgart
17:00 Uhr Ende der Fortbildungs-Tagung

18:00 Uhr Öffentliche Veranstaltung mit Sven Felix Kellerhoff, der seine im Verlag Klett-Cotta neu erschienene Publikation „‚Mein Kampf‘ – Die Karriere eines deutschen Buches“ vorstellt.

Veranstalter

Bibliothek für Zeitgeschichte, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg und Stadtarchiv Stuttgart