In Folge des Weltwirtschaftswunders und in Ermangelung fehlender Arbeitskräfte, kamen mit dem Anwerbeabkommen zwischen 1955 und 1973 sogenannte ausländische Arbeitnehmer:innen, in die Bundesrepublik Deutschland – heute unter dem stigmatisierten Namen “Gastarbeiter:innen” bekannt. Mit Italien begonnen, wurden weitere Länder wie Griechenland, Ex-Jugoslawien, die Türkei, Spanien oder auch Marokko in das Abkommen aufgenommen. Trotz eines großen Einbringens in die wirtschaftliche Stabilisierung sowie gesellschaftliche Vielfalt, wird die Geschichte der “Gastarbeiter:innen” bis heute in der deutschen Erinnerungskultur nachlässig behandelt, wenn nicht gar unterschlagen. Diese Tatsache bildet sich im Lehrplan, im politischen Umgang und im allgemeinen Stadtbild ab.
Dem wollen wir entgegenwirken: Mit dem Rundgang durch die Bad Cannstatter Innenstadt besuchen wir Orte und Anlaufstellen, die für „Gastarbeiter:innen“ aus Stuttgart von Bedeutung waren oder von ihnen geprägt wurden. In diesem Zusammenhang sprechen wir über Rassismuserfahrungen bei der Wohn- und Arbeitssituation, den Stellenwert von Kulturvereinen und Informationstreffpunkten sowie den Bahnhof als Symbol für den Bezug auf Heimat und Identitätskrise. Kritisch hinterfragt wird dabei auch die Selbstdarstellung der sogenannten deutschen Willkommenskultur und den Umgang mit der Geschichte der “Gastarbeiter:innen” heute.
Lernziele
Um Jugendlichen eine Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen zu ermöglichen, bieten wir einen Stadtrundgang an, bei dem an ausgewählten Stationen folgende Themen behandelt werden:
- Diskriminierungsgeschichte: “Gastarbeiter:innen” und aktueller Umgang mit Flucht- und Migrationsentwicklungen
- Einwanderungsland: gesellschaftliche und politische Lage innerhalb der BRD damals bis heute
- Empowerment: Kulturvereine, Treffpunkte und “wilde Streiks” als Antwort auf Ausgrenzungserfahrungen
- Vielfalt: gesellschaftliche Relevanz der “Gastarbeiter:innen” Geschichte
- Biographiearbeit: Bezugspunkt zu musikalischen und biographischen Berichten von Zeitzeug:innen
- Frauen und Migration: Die Rolle der Frau und Generationstraumata
- Kapitalistische Perspektive: Menschen als Marktwert
Hinweis:
Das Angebot kann sowohl als Paket mit der Archivrecherche im Stadtarchiv in Bad Cannstatt gebucht werden oder aber als alleinstehendes Programm.
Zielgruppe
Für Jugendliche und junge Erwachsene ab Klasse 9.
Dauer
Ca. 1,5 Stunden
Kosten
60 Euro
Buchungsanfrage
Tel.: +49 711 997 859 8
Mobil: +49 151 55678496
Email: lernort-geschichte(at)stjg.de